Neuenbürg (Enzkreis / Nordschwarzwald)

Angaben zur Stadt

Neuenbürg mit den drei Stadtteilen Arnbach, Dennach und Waldrennach liegt im Nordschwarzwald (Baden-Württemberg) im Enztal auf etwa 320m Höhe (NN). Mit seinen knapp 8000 Einwohnern (Ende 2015) ist die Stadt vor allem für ihre schöne Lage an der Enz, das Schloss und den ehemaligen Bergbau bekannt. Auch der Anschluss an viele Wanderwege, wie der Schwarzwald-Höhenwanderweg, veranlasst viele Touristen zu einem Besuch. Mit einem Waldanteil von über 75% nimmt die Natur in der Stadt eine bedeutende Rolle ein!

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Impressionen der Stadt Neuenbürg aus verschiedenen Perspektiven

Besiedlung in der Urnengräberzeit (ab 13. Jh. v. Chr.): Einer Korrektur bedürfen die bisherigen Erkenntnisse über die Besiedlung des Nordschwarzwaldes in der späten Bronzezeit (Urnengräberzeit genannt). Im Zuge archäologischer Grabungen im Neubaugebiet „Lange Äcker“ in Waldrennach wurden Keramikscherben gefunden, welche in diese Zeit rund 1000 Jahre vor Christus zurückdatiert werden können. Wenn sich diese Erkenntnisse vollends bestätigen, dann hat – entgegen der bisherigen Annahme – die frühgeschichtliche Besiedlung dieses Raumes bereits vor rund 3000 Jahren eingesetzt. Zudem wäre damit der Beweis erbracht, dass damals in grauer Vorzeit die Besiedlung von der Höhe aus zum Tal und nicht umgekehrt abgelaufen ist.

Kelten: Erste keltische Siedlungsspuren aufgrund keltischer Eisenerzgewinnung und Eisenerzverhüttung bereits im 7. Jahrhundert vor Christus (Laut archäologisch-wissenschatlicher Erkenntnisse: Altestes und größtes keltisches industrielles Eisenproduktionszentrum nördlich der Alpen aus der Früh-La-Tène-Zeit – erste nachgewiesene Siedlung auch am Schlossberg)

Florierender Eisenerzbergbau: Bis 1865 in insgesamt mehr als 60 Stollen des einstigen Bergbaureviers Neuenbürg. Seit 1985 gibt es das Besucherbergwerk Frischglück

Erste urkundliche Erwähnung der Stadt: 1219

Erhebung zur Stadt: vermutlich 1274

Verleihung des Marktrechts: Auf Begehren des Grafen Ludwig durch Kaiser Sigismund im Jahre 1431

Großer Stadtbrand: 1783 (Verursacht durch Schadenfeuer in einer Backstube; Großteil des Stadtkerns mit Rathaus, 48 Wohnhäusern und 53 Scheunen wurden ein Raub der Flammen)

Ehemalige Oberamtsstadt von Würrtemberg: Noch heute Sitz des evangelischen Dekanats mit Kirchengemeinden in drei Landkreisen (Enzkreis; Kreis Calw und Kreis Rastatt)

Stadtteile – Gründung / urkundliche Erwähnung:
Arnbach: 1109 erste urkundliche Erwähnung als „Armbach“ (später ab 1231 mit neuer Schreibweise Ahernbach sowie ab 1271 als „Arenbach“.
Dennach: 12./13. Jh. als Waldhufendorf durch die Herren von „Strubenhart“ gegründet; 1368 dann erste urkundliche Erwähnung von „Tenech“ (übersetzt: Stelle mit Tannen).
Waldrennach: 12./13. Jh. Im zuge der Besiedlung der Waldorte (Neuenbürger Waldgang) als Waldhufendort gegründet; dann 1256 erstmalige urkundliche Erwähnung als „Roneh“ (übersetzt: Waldroneh / Waldrinne?)

Eingemeindungen während der Kreisreform:
Arnbach: 1975 Eingemeindung zur Stadt Neuenbürg (nach freiwilliger Vereinbarung!)
Dennach: 1975 Eingemeindung zur Stadt Neuenbürg
Waldrennach: 1975 Eingemeindung zur Stadt Neuenbürg

Verwaltungsgemeinschaft: 1975 Gründung Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Engelsbrand (nach Zusammenschluss mit Grundbach und Salmbach)

Freiwillige Feuerwehr – Gesamtwehr: 1975 Zusammenschluss der Freiwilligen Feuerwehren Neuenbürg mit den Freiw. Feuerwehren (Abteilungen) der Stadtteile Arnbach; Dennach und Waldrennach zur Gesamtwehr Neuenbürg

Kreiszugehörigkeit: Neuenbürg gehört seit 1973 zum Enzkreis

Schloss Neuenbürg

Impressionen des Schlosses aus verschiedenen Perspektiven

Das Neuenbürger Schloß ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert. Im Schloß befindet sich ein Erlebnis-Museum, in dem nicht nur interessante Ausstellungen sind, sondern es auch die Geschichte "Das Kalte Herz" und vieles mehr zu sehen gibt.
Im Schloß finden auch immer wieder Kulturveranstaltungen statt und das zugehörige Schloss-Restaurant bietet eine gemütliche Atmosphäre.

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Zum Schloss auf dem Umlaufberg der Enz

Baubeginn der „Newen Burg“ (Novum Castrum) vermutlich Ende 11. Jahrhundert; mehrmals wechselnde Besitzer; ab 1320 im Württembergischen Besitz. Die „Hintere Burg“ und spätere Fruchkasten, also die heutige Ruine wurde etwa im 14. Jh. erbaut und zur Sicherung ordentlich mit Wehrgang, Schalentürmen und sogenanntem Halsgraben umgeben. Heute beherbergt das Schloss ein einzigartiges Museum, welches nicht nur die Geschichte des Nordschwarzwaldes aufzeigt, sondern vor allem in thaetralisch-medialer Form das berühmte Schwarzwaldmärchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff auf ganz außergewöhnliche Weise darstellt.

Zur St.-Georgs-Kirche auf halber Höhe des Schlossbergs

Unterhalb des Schlosses auf halber Höhe gelegen ist dieses Kirchlein ein wahres kulturhistorisches Kleinod, denn die St.-Georgs-Kirche (ehemalige Marien- und Schlosskirche.) enthält mittelalterliche Wandmalereien aus der Zeit um die Mitte des 14. Jahrhunderts, die zu den bedeutendsten in unserem Land zählen. Fakt ist, dass es sich um eines der bedeutendsten Baudenkmäler Süddeutschlands des 14. Jahrhunderts handelt. Eine geschichtliche „Fußnote“ weist auf das Jahr 1290.

Die St.-Georgs-Kirche war über Jahrhunderte hinweg im Besitz der Kirche (seit der Reformation Eigentum der Evangelischen Kirche). Nach langem „Dornröschenschlaf“ übernahm die Stadt Neuenbürg zu einem „historischen Preis“ das marode und von Feuchtigkeit heimgesuchte sakrale Gebäude. Im Jahre 2005 konnten dann aufwendige Sanierungsarbeiten mit einem finanziellen „Kraftakt“ von rund einer Million Euro abgeschlossen werden. Das Kirchlein liegt inmitten des ehemaligen Friedhofs und gehört zu den schönsten Plätzen der Stadt. Die noch erhaltenen Grabdenkmale aus rund vier Jahrhunderten machen den Spaziergänger mit Neuenbürger Familien bekannt. Darunter sind Namen adliger Familien, wie z. B. von Moltke; von Brandenstein; von Freudenberg; von Gaisberg; von Pöllnitz; von Wechmar, welche Zeugnis von einer bedeutsamen kulturellen wie politischen Geschichte Neuenbürg geben.

Ruine Waldenburg

Massive Mauerreste auf einem – dem Schloss gegenüber liegenden Bergrücken, auf der anderen Seite der Enz – weisen auf eine sehr große Burganlage hin. Ihre Geschichte liegt allerdings völlig im Dunkeln. Es gibt – bis zum heutigen Tag wenigstens – nur ganz wenige Funde wie Keramikscherben und ein broncener Drachenleuchter, aber keinerlei Aufzeichungen über das Alter der großen Burg- bzw. Befestigungsanlage.

Ehemalige Burg Straubenhardt

Nur noch lose Steinreste und Erdwälle weisen auf die stattliche Burg Straubenhardt beim heutigen Stadtteil Dennach. Diese Burg wurde auf einem Bergsporn hoch über der Enz, in direkter Nähe der mittelalterlichen Grenze zwischen Württemberg und Baden erbaut. Wann, das liegt im Dunkel der Geschichte. In direkter Nähe der Burg befand sich das sogenannte „Schwabentor“, eine wichtige mittelalterliche Zollstation. Die Burg geriet offensichtlich zwischen die beiden Herrschaftsbereiche und wurde zerstört. Denn bereits aus dem Jahre 1381 gibt es einen Vertrag zwischen Baden und Württemberg, der vorschreibt, dass die Burg Straubenhardt – die nach dem Geschlecht ihrer Besitzer benannt war – nicht mehr aufgebaut werden darf. Allerdings gab die Burg der heutigen Nachbargemeinde Neuenbürg, nämlich der Gesamtgemeinde Straubenhardt den Namen.

Wilhelm-Ganzhorn

Gerichtsaktuar und zweiter Richter am Oberamtsgericht Neuenbürg von 1844 bis 1854. Er lernte während eines seiner Amtsgänge in der Nachbargemeinde Conweiler eine Wirtstochter – sehr jung an Jahren – kennen, die er – mit 17 Jahren – zum Traualtar führte. Als Liebesbeweis schrieb er ihr in Neuenbürg ein 13 Verse umfassenden Gedicht unter dem Titel, „Das stille Tal“. Aus diesem Gedicht wurden drei Strophen zum weltbekanntesten Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde...“.
Darüber wird im Schloss ausführlich informiert.

Die Kelten und Neuenbürg

Aufgrund der spektakulären Grabungsergebnisse im Jahr 2004 sowie der damit verbundenen völlig neuen Erkenntnisse wurden die archäologischen Forschungsgrabungen – bislang im oberen Schnaizteich, im Gewann Hirschgarten und im Grösseltal bei Waldrennach – Dank der Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sitz in Bonn) verstärkt fortgesetzt. Der Gemeinderat hat hierfür im Haushaltsplan Finanzmittel in fünfstelliger Höhe eingestellt, weil die bedeutende keltische Vergangenheit Neuenbürgs eine gute Zukunftsperspektive für die alte Bergwerks- und Oberamtsstadt bietet. Deshalb ist es im Interesse der Stadt, dass die Grabungen auch im neuen Jahr fortgeführt werden.

Die Aufhellung der keltischen Vergangenheit Neuenbürgs bleibt also spannend. Denn es gilt, den bisherigen Erkenntnissen und Funden, welche vor allem in der Fachwelt für Furore sorgen, weitere hinzuzufügen. Hinsichtlich des keltischen Arbeits- und Alltagslebens auf der heutigen Neuenbürger Stadtgemarkung vor mehr als 2500 Jahren soll ein ganzheitliches Bild entstehen, das aufgearbeitet und einer breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt werden kann.

Heute wissen wir, dass auf dem Neuenbürger Stadtgebiet das älteste und wohl auch bedeutendste keltische Eisenproduktionszentrum nachweisbar und wissenschaftlich belegt ist. Das bedeutet, dass die Geschichte des Eisens – und zwar nicht nur auf den Nordschwarzwald bezogen – ein gehörig Stück weit neu geschrieben werden muss.

Der Eisenerzbergbau in Neuenbürg

Das Besucherbergwerk „Frischglück“, zwischen Neuenbürg und dem Stadtteil Waldrennach gelegen, ist ein gern besuchtes „Denkmal“ der alten Arbeitswelt im Innern der Erde. Jahr für Jahr lassen sich viele Tausende Erwachsene, Jugendliche und Kinder während der Führungen über die Geologie, Mineralogie, die Tektonik und die – mehr als 2500 Jahre in die Keltenzeit zurückreichende – Geschichte des Neuenbürger Bergbaus auf Eisen- und Manganerze informieren. Der Rundgang durch das historische Bergwerk dauert rund eine Stunde.

Die Besucher werden von der unteren Sohle über 164 Treppenstufen zunächst in die zweite, von dort in die dritte Sohle und dann wieder zu einem separaten Ausgang geführt. Entlang der untertägigen Strecke offenbaren sich den Besuchern rund 30 Meter tiefe Schächte, große Weitungen (Hallen genannt), aber auch wunderschöne Gangerze, welche die alten Bergleute im 18. und 19. Jahrhundert zurückgelassen haben. Zu sehen sind ferner Reste der alten Abbautechniken. Ebenso interessant sind die Zeugnisse aus keltischen Verhüttungsöfen, welche den Besuchern am Beginn der Führung in einer Vitrine gezeigt werden. Eine besondere Attraktion im Bereich der dritten Sohle sind unterschiedliche fluorszierende Gesteine aus verschiedenen Schwarzwaldrevieren, welche unter UV-Licht sprichwörtlich leuchten. Das Besucherbergwerk „Frischglück“ bei Neuenbürg hat Samstags, Sonntags und Feiertags jeweils zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet; von Mittwoch bis Freitag sind für Gruppen ab 10 Personen Führungen nach vorheriger Anmeldung möglich.

Die Enztalflößerei

Erstmals erwähnt wurde die Flößerei in Neuenbürg im Vertrag von 1342, worin Neuenbürg bereits als Zollstätte erwähnt wird. An der ehemaligen Grenze zu Baden gelegen, war der Fernholzhandel bis in das 18. Jahrhundert von badischen Floßherren aus Pforzheim dominiert. Die Flößer aus den württembergischen Orten des oberen Enztals waren bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts als selbständige oder im Taglohn beschäftigte „Waldflößer“ im Dienste der Landesherrschaft oder der Pforzheimer Floßherren tätig. Anfang des 18. Jahrhunderts begann die Langholzflößerei auf der Enz. Etliche Neuenbürger waren als Flößer, Floßherren oder als Teilhaber an den Holzhandels-Companien beteiligt. Zu den erfolgreichsten Kaufleuten im Holzhandel gehörten Christoph Friedrich Lidell und Georg Christoph Goßweiler, die mit Umsicht, Mut und als integre Persönlichkeiten zu großem Vermögen kamen. Manch einem Wirt gelang es durch Beteiligung an der Holländer-Holz-Companie seine Einlagen Gewinn bringend anzulegen.

Mit dem Eisenbahnbau wurde die Flößerei zunehmend unwirtschaftlicher; außerdem gab es zunehmend Konflikte mit Industriebetrieben, die das Wasser als Energieträger nutzten und auf einen gleichmäßigen Fluss ohne Störungen angewiesen waren. Dies war mit Floßbetrieb auf den kleineren Flüssen jedoch nicht möglich. Um ein Floß mit mehreren Gestören von etwa 100 Metern Länge zu transportieren, musste man Schwallungen (Stauwehre) anlegen: Das Wasser wurde angestaut und mit dem abfließenden Wasser trieb das Floß talabwärts. Das letzte Langholz-Floß hat im Jahre 1912 die Oberamtsstadt Neuenbürg passiert und damit war die Zeit der Enztalflößer zu Ende.

In Neuenbürg lebt die Tradition des Flößens weiter: Alle zwei Jahre veranstalten Vereine das „Flößerfest“. Höhepunkt ist eine etwa 500 Meter lange Floßfahrt über das Mühlewehr an der Vorstadtbrücke. Als weitere Gaudi gibt es ein Waschzuberrennen: Jugendliche fahren mit selbst gebauten Wasserfahrzeugen einen ca. 100 Meter langen Parcours auf der Enz.